The Phonhead Music Club (aka Kai Reininghaus) hat das Album BEAUTIFUL 2015 als CD veröffentlicht – einige Songs davon sind auf YouTube zu hören (und zu sehen). Von der Vinyl-Version gibt es bislang nur ein einziges Exemplar weltweit – es handelt sich um ein sogenanntes Dubplate. Dabei wird die Musik direkt in das Vinyl geschrieben (oder geschnitten?). Song für Song. Klang und Haltbarkeit unterscheiden sich nicht von normalen gepressten Schallplatten. Das Wunderbare ist – man kann direkt das Studiomaterial (24 Bit Aufnahmen) verwenden, eine Veränderung wie bei CD’s (16 Bit) oder Komprimierung (MP3s etc.) ist nicht notwendig. Der Sound also unverfälscht und pur.
Da die Vinyl-Version sich vom Sound, als auch von der Songzusammenstellung (und Auswahl) unterscheidet, können hier die Seiten A und B der Schallplatte komplett nachgehört werden – natürlich nicht im Originalsound, sondern als MP3 (320 kBit/sec.).
Viel Spaß!
So, und nun bitte die Platte umdrehen … 😉
Vielleicht wird es in naher Zukunft eine kleine Edition von weiteren Vinyl-Exemplaren hiervon geben. Falls Interesse, gern eine Nachricht über das Facebook-Portal vom Phonehead Music Club.
Titel: STAY
Artist: THE PHONEHEAD MUSIC CLUB
Composer: Kai Reininghaus
Musicians: Kai Reininghaus (Voices, Guitars, Bass, Synths), Philip Reininghaus (Piano)
Recording Place: Berlin-Schoeneberg
Year: 2010
Im Juni 1988 wird ein damaliger Tagebau in der Nähe von Leipzig zur Kulisse für die erste Fotosession von THE REAL DEAL. Cairo erzählt, wie es dazu kam.
cairo: Wir hatten im März 1988 unser erstes Tape veröffentlicht, einige Auftritte gespielt – doch was uns fehlte, waren Fotos. Heute unvorstellbar, überall und immer wird fotografiert. Doch damals waren wir da zurückhaltender. Zum Beispiel zu den Aufnahme-Sessions zum Tape im Proberaum, kein einziges Foto. Die ersten Gigs? Keine Bilder. Niemand dachte daran, wir waren einfach noch nicht so medial in unserem Denken. Und als es mit REAL DEAL dann alles ernster wurde und REININGHAUS auseinanderging, war es uns auf einmal klar: Wir brauchen Fotos. Schnell. Zum Beispiel für Plakate oder so.
Warum als Location ein Tagebau?
cairo: Felicitas, meine Frau, wohnte da ganz in der Nähe und wir waren öfters bei unseren Entdeckungsspaziergängen da vorbeigekommen. Ich fand das total beeindruckend. Wenn man ganz hinunter kletterte, sah es aus, als würde man inmitten einer bergigen Landschaft stehen. Das hatte so etwas von den Highlands, also zumindest wie man sich das als DDR-Bürger damals so vorstellte … Ich fand das total spannend. Und es war auch mal was anderes als Abrisshäuser, Proberaum und so weiter. Das habe ich den anderen beiden erzählt und gezeigt. Sie waren auch gleich hingerissen.
War der Tagebau noch in Betrieb, also gab es da keine Probleme?
cairo: Das weiß ich nicht mehr, vielleicht standen da Schilder von wegen „Betreten verboten!“ Bestimmt sogar. War ja eigentlich die Regel. Aber ich kann mich nicht erinnern.
Wie lief die Session?
cairo: Das war an einem Samstag oder Sonntag. Ein Bekannter von Kaiman (C. Bielitz) war wohl Hobbyfotograf und kam mit seiner Ausrüstung vorbei. Also einfach einer Kamera. Und dann haben wir ein wenig gepost. Haben mal da und mal dort gestanden und so weiter und so fort. Es war ein netter Spaß. Und ob die Bilder was wurden, wusste man ja erst nach dem Entwickeln … es blieb also ein paar Tage spannend. Cool war, dass Felicitas – die auch mit dabei war – das ganze so aus dem Blick des Zuschauers mit einer ganz kleinen Kamera fotografierte. Da kamen ein paar sehr schöne Schnappschüsse bei raus.
Schnappschuss der Fotosession (Juni 1988) in einem Tagebau bei Leipzig. (v.l.n.r.: der Fotograf, Reininghaus, der „Dicke“ (D.K.), Mueller. Foto: Felicitas Reininghaus)
Heute sieht es da ja ganz anders aus …
cairo: In der Tat! Da wo wir standen, ist heute ein riesiger See entstanden – der Markkleeberger See. Die Aufnahme fanden so ungefähr in Höhe des Strandbades Markkleeberg Ost statt. Wir waren da mal vor ein paar Jahren. Das ist schon strange. Na jedenfalls, ist das dann auch was einzigartiges … versunken im Sand (oder dem Wasser) der Zeit …
Der Tagebau nahe Leipzig am Tag der Fotosession (Juni 1988). Heute ist das alles unter Wasser.
Was ist aus den Bildern geworden?
cairo: Sie sind eine wunderbare Erinnerung! Und damals haben wir sie für Plakate genutzt, für das zweite Tape (NOBODY IS PERFECT – erschienen im September 1988) oder einfach auf Konzerten Abzüge davon verkauft.
Ein Song zum Schluss: ANOTHER WAY ist ein Song vom ersten Real-Deal-Tape (im März 1988 erschienen). Dazu gibt es hier eine Story.
Vor einigen Jahren veröffentlichte der PHONEHEAD MUSIC CLUB – das Soloprojekt von Kai Reininghaus – ein Album mit dem seltsamen Titel „Between Platform And Train“. Die Anzahl der Exemplare war auf 25 Stück limitiert. Auf dem Cover sah man ein eigenartiges Wesen; den Blick abgewandt, treibt es nackt durch eine Unterwasserwelt. So scheint es zumindest. Hier erzählt cairo was es mit dem Album, dem Namen und dem Artwork auf sich hat. – Teil 2 –
Das Cover-Artwork – im Zweifel hilft immer der Zufall
cairo: Das Cover eines Albums war für mich schon immer wichtig. Nicht nur einfach Verpackung. Ich erinnere mich, wie ich mir als Teenager alle Details ganz genau angeschaut habe. Ganz langsam, eine richtige Entdeckungsreise war das. Klar, nicht jede Platte war dementsprechend gestaltet.
Mich interessierte einfach alles. Die Texte, natürlich. Die Studios, wer es gemischt hatte, die Credits und so weiter … Und dementsprechend bin ich auch bei meinen eigenen Veröffentlichungen ran gegangen. Das war und ist immer ein wichtiger Teil, auf den ich mich jedes Mal gefreut habe (und freue). Diese visuelle Geschichte beinhaltet ja nicht nur das Cover sondern auch Videos, Promotion-Artworks etc. All das ist für mich ein wichtiger Part, wenn es um meine musikalischen Releases geht.
Kurze Atempause: I FEEL THE LIGHT ist ein weiterer Track aus dem Album „Between Platform And Train“. Ein Song über die Macht des Lichts, die Mystik der Liebe und die Magie der Töne …
cairo: Das Interesse an der visuellen „Begleitung“ ging schon los bei THE REAL DEAL, einer meiner Leipziger Bands. Wir haben Anfang 1988 unser erstes Tape veröffentlicht und mir war gleich klar, dass ich da auch das Cover machen möchte. Aus rein praktischen Gründen musste es etwas ganz Klares und einfach zu Reproduzierendes sein. In der DDR gab es zu dieser Zeit keine öffentlichen Kopiergeräte. Aber von so etwas ging man gar nicht erst aus. Man war ja gewohnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und mit dem, was man hatte, etwas Passendes zu realisieren.
In dem Fall ergab es sich, dass Reststreifen von einem Posten Einladungskarten, die wir im Klubhaus hatten drucken lassen, übrig waren (gemeint ist die „Steinstrasse“ in Leipzig Connewitz, in der cairo zu dieser Zeit arbeitete). Das war sehr schöner weißer Karton, auf der einen Seite matt glänzend … Ich sah gleich, dass die fast schon Kassettengröße hatten und habe sie beiseite getan. Und etwas später dann das rote Isolierband darüber geklebt. Dazu ein Fotoausschnitt. Fertig.
Aber zurück zu „Between Platform And Train“: Als ich fast alle Songs fertig hatte und auch wusste, wohin die Geschichte geht, war ich auf der Suche nach dem passendem Covermotiv. Eine Inspiration. Dann kam mir der Zufall zu Hilfe. Jacqueline Spieweg, eine befreundete Grafikerin, zeigte mir einige ihrer Bilder und ich wusste sofort, dass dieses genau das darstellte, was mir durch den Kopf ging.
Jacqui Spieweg: Das ist eines meiner Reliefbilder. Es ist teilweise gemalt, enthält aber auch Elemente einer Skulptur. Das Gesicht ist aus Gips, die Haare stammen von einer Perücke und zwischen den Haarsträhnen sitzt Moos aus dem Modellbau. Die meisten Reliefbilder habe ich mit Ölfarbe gemalt, bei diesem habe ich öl- und wasserlösliche Farben verwendet, die sich nicht vermischten, die voneinander abperlten. Dadurch bekam ich den Effekt der Luftbasen und des verwirbelnden Wassers. Das Bild zeigt den Moment nach einem Sprung ins Wasser. Dicht unter der Oberfläche ist noch alles in Bewegung, doch etwas tiefer wartet die Dunkelheit und die Stille.
cairo: Ich war total begeistert. Dann habe ich Jacqui ein Demo von den Songs gegeben und sie meinte, ich könne das Bild gern als Covermotiv verwenden. Das war ein wunderbarer Moment. Für mich hat dieses Wesen etwas ganz Eigenes. Die grünlich schimmernde Haut, die Haare – oder der Kopfschmuck, man weiß es nicht genau, lassen es als anders, fremdartig erscheinen. Da ist dieser Moment der Unwirklichkeit. Jedenfalls passte es perfekt zu meiner Idee hinter dem Album … Ich bin immer noch froh – nochmals danke Jacqui!
Jacqui: Sehr gerne!
Zeit für Musik: ROCK IT! – ebenfalls vom Album BETWEEN PLATFORM AND TRAIN – ist die „Aufforderung, die Sau raus zu lassen … und der Morgen danach … oder so ähnich …“
Weiter im Text, denn zu einem vollständigen Cover gehört natürlich nicht nur das Frontmotiv. Wie kamen denn die restlichen Elemente zusammen?
cairo: Eine Zeit lang waren wir öfters in einem Laden in Mitte, dem Keyser Soze. Und da war im Vorraum zu den Toiletten dieser Telefonautomat. Die Handy-Dichte war damals noch nicht ganz so dolle. Dazu die rote Wand im Halbdunkel. Mir gefallen solche Plätze. Man kam eine Wendeltreppe hinunter und tauchte in dieses leicht schummrige Ambiente ein, obwohl man ja eigentlich nur mal austreten wollte. Jedenfalls fotografierte ich das. Aber ohne konkrete Idee.
Später erinnerte ich mich an das Bild. Ich fand den Kontrast schön. Vorn das blaue Bild von Jacqui und hinten das rote Kellerfoto. Zwei Farben, die ich an sich schon sehr mag. Ich war neulich mal wieder an diesem Ort, aber das Wandtelefon ist nicht mehr da …
Schließlich machte meine Frau im Dachgeschoss-Studio (Berlin-Schöneberg), wo die Songs des Albums ja auch alle aufgenommen wurden, noch eine Reihe Fotos von mir. Wir suchten eines aus und ich versuchte eine Verbindung herzustellen. Dazu kamen noch Teile von anderen Bildern und einige Filter. Und ein kleines bisschen Magie … Es war ein Puzzle und irgendwann passte es …
Und so sieht das komplette Cover-Artwork aus:
Zum Ende dieses Parts ein weiterer Album-Track: Das atmosphärische BETWEEN PLATFORM AND TRAIN PART II scheint nicht von dieser Welt zu sein … Die Geschichte dazu und zu anderen Songs demnächst im dritten Teil der Album-Story.
Unter dem Namen The Phonehead Music Club veröffentlicht Kai Reininghaus seit einigen Jahren Songs & Alben. Eine Auswahl der dazugehörigen Videos kann man hier hören und sehen. Dreissig besondere Minuten Dreampop aus Berlin. Berührend. Kraftvoll. Zeitlos. Open Your Heart. Open Your Soul. You Are HERE.