BEAUTIFUL | VINYL EDITION

The Phonhead Music Club (aka Kai Reininghaus) hat das Album BEAUTIFUL 2015 als CD veröffentlicht – einige Songs davon sind auf YouTube zu hören (und zu sehen). Von der Vinyl-Version gibt es bislang nur ein einziges Exemplar weltweit – es handelt sich um ein sogenanntes Dubplate. Dabei wird die Musik direkt in das Vinyl geschrieben (oder geschnitten?). Song für Song. Klang und Haltbarkeit unterscheiden sich nicht von normalen gepressten Schallplatten. Das Wunderbare ist – man kann direkt das Studiomaterial (24 Bit Aufnahmen) verwenden, eine Veränderung wie bei CD’s (16 Bit) oder Komprimierung (MP3s etc.) ist nicht notwendig. Der Sound also unverfälscht und pur.

PMC Beautiful LP Cover Vinyl Edition (c) Kai ReininghausDa die Vinyl-Version sich vom Sound, als auch von der Songzusammenstellung (und Auswahl) unterscheidet, können hier die Seiten A und B der Schallplatte komplett nachgehört werden – natürlich nicht im Originalsound, sondern als MP3 (320 kBit/sec.).

Viel Spaß!

PMC Beautiful Vinyl a side (C) Kai Reininghaus

So, und nun bitte die Platte umdrehen … 😉

PMC Beautiful Vinyl b side (C) Kai Reininghaus

Vielleicht wird es in naher Zukunft eine kleine Edition von weiteren Vinyl-Exemplaren hiervon geben. Falls Interesse, gern eine Nachricht über das Facebook-Portal vom Phonehead Music Club.

PMC Beautiful LP Back-Cover Vinyl Edition (c) Kai Reininghaus* * * * *

 

 

S T A Y [Hi-Res Studio Quality]

Phonehead Muisc Club Stay Singlecover

Titel: STAY
Artist: THE PHONEHEAD MUSIC CLUB
Composer: Kai Reininghaus
Musicians: Kai Reininghaus (Voices, Guitars, Bass, Synths), Philip Reininghaus (Piano)
Recording Place: Berlin-Schoeneberg
Year: 2010

Fotosession im Tagebau

Im Juni 1988 wird ein damaliger Tagebau in der Nähe von Leipzig zur Kulisse für die erste Fotosession von THE REAL DEAL. Cairo erzählt, wie es dazu kam.

cairo: Wir hatten im März 1988 unser erstes Tape veröffentlicht, einige Auftritte gespielt – doch was uns fehlte, waren Fotos. Heute unvorstellbar, überall und immer wird fotografiert. Doch damals waren wir da zurückhaltender. Zum Beispiel zu den Aufnahme-Sessions zum Tape im Proberaum, kein einziges Foto. Die ersten Gigs? Keine Bilder. Niemand dachte daran, wir waren einfach noch nicht so medial in unserem Denken. Und als es mit REAL DEAL dann alles ernster wurde und REININGHAUS auseinanderging, war es uns auf einmal klar: Wir brauchen Fotos. Schnell. Zum Beispiel für Plakate oder so.

Real Deal - Fotosession im Tagebau: Das Bild wurde später als Hintergrund für die Konzert-Plakate der Band benutzt.Warum als Location ein Tagebau?

cairo: Felicitas, meine Frau, wohnte da ganz in der Nähe und wir waren öfters bei unseren Entdeckungsspaziergängen da vorbeigekommen. Ich fand das total beeindruckend. Wenn man ganz hinunter kletterte, sah es aus, als würde man inmitten einer bergigen Landschaft stehen. Das hatte so etwas von den Highlands, also zumindest wie man sich das als DDR-Bürger damals so vorstellte … Ich fand das total spannend. Und es war auch mal was anderes als Abrisshäuser, Proberaum und so weiter. Das habe ich den anderen beiden erzählt und gezeigt. Sie waren auch gleich hingerissen.

Real Deal - Fotosession im Tagebau: Heute ist das der Grund des Markkleeberger Sees.War der Tagebau noch in Betrieb, also gab es da keine Probleme?

cairo: Das weiß ich nicht mehr, vielleicht standen da Schilder von wegen „Betreten verboten!“ Bestimmt sogar. War ja eigentlich die Regel. Aber ich kann mich nicht erinnern.

Wie lief die Session?

cairo: Das war an einem Samstag oder Sonntag. Ein Bekannter von Kaiman (C. Bielitz) war wohl Hobbyfotograf und kam mit seiner Ausrüstung vorbei. Also einfach einer Kamera. Und dann haben wir ein wenig gepost. Haben mal da und mal dort gestanden und so weiter und so fort. Es war ein netter Spaß. Und ob die Bilder was wurden, wusste man ja erst nach dem Entwickeln … es blieb also ein paar Tage spannend. Cool war, dass Felicitas – die auch mit dabei war – das ganze so aus dem Blick des Zuschauers mit einer ganz kleinen Kamera fotografierte. Da kamen ein paar sehr schöne Schnappschüsse bei raus.

Real Deal - Fotosession im Tagebau: Schnappschuss mit Fotograf (ganz links) von Felicitas.

Schnappschuss der Fotosession (Juni 1988) in einem Tagebau bei Leipzig. (v.l.n.r.: der Fotograf, Reininghaus, der „Dicke“ (D.K.), Mueller. Foto: Felicitas Reininghaus)

Heute sieht es da ja ganz anders aus …

cairo: In der Tat! Da wo wir standen, ist heute ein riesiger See entstanden – der Markkleeberger See. Die Aufnahme fanden so ungefähr in Höhe des Strandbades Markkleeberg Ost statt. Wir waren da mal vor ein paar Jahren. Das ist schon strange. Na jedenfalls, ist das dann auch was einzigartiges … versunken im Sand (oder dem Wasser) der Zeit …

Real Deal - Fotosession im Tagebau: Seen und Berge - ein bißchen Highlands-Flair inklusive.

Der Tagebau nahe Leipzig am Tag der Fotosession (Juni 1988). Heute ist das alles unter Wasser.

Was ist aus den Bildern geworden?

cairo: Sie sind eine wunderbare Erinnerung! Und damals haben wir sie für Plakate genutzt, für das zweite Tape (NOBODY IS PERFECT – erschienen im September 1988) oder einfach auf Konzerten Abzüge davon verkauft.

Real Deal - Fotosession im Tagebau: Einfach mal nur so rumsitzen ...Real Deal - Fotosession im Tagebau: Gruppenbild mit Dame (na, wo ist sie?)Ein Song zum Schluss: ANOTHER WAY ist ein Song vom ersten Real-Deal-Tape (im März 1988 erschienen). Dazu gibt es hier eine Story.

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Ein Album & seine Geschichte | Teil 2

Vor einigen Jahren veröffentlichte der PHONEHEAD MUSIC CLUB – das Soloprojekt von Kai Reininghaus – ein Album mit dem seltsamen Titel „Between Platform And Train“. Die Anzahl der Exemplare war auf 25 Stück limitiert. Auf dem Cover sah man ein eigenartiges Wesen; den Blick abgewandt, treibt es nackt durch eine Unterwasserwelt. So scheint es zumindest. Hier erzählt cairo was es mit dem Album, dem Namen und dem Artwork auf sich hat. – Teil 2 –

Das Artwork des Albums "Between Platform and Train"Das Cover-Artwork – im Zweifel hilft immer der Zufall

cairo: Das Cover eines Albums war für mich schon immer wichtig. Nicht nur einfach Verpackung. Ich erinnere mich, wie ich mir als Teenager alle Details ganz genau angeschaut habe. Ganz langsam, eine richtige Entdeckungsreise war das. Klar, nicht jede Platte war dementsprechend gestaltet.

Mich interessierte einfach alles. Die Texte, natürlich. Die Studios, wer es gemischt hatte, die Credits und so weiter … Und dementsprechend bin ich auch bei meinen eigenen Veröffentlichungen ran gegangen. Das war und ist immer ein wichtiger Teil, auf den ich mich jedes Mal gefreut habe (und freue). Diese visuelle Geschichte beinhaltet ja nicht nur das Cover sondern auch Videos, Promotion-Artworks etc. All das ist für mich ein wichtiger Part, wenn es um meine musikalischen Releases geht.

Kurze Atempause: I FEEL THE LIGHT ist ein weiterer Track aus dem Album „Between Platform And Train“. Ein Song über die Macht des Lichts, die Mystik der Liebe und die Magie der Töne …

cairo: Das Interesse an der visuellen „Begleitung“ ging schon los bei THE REAL DEAL, einer meiner Leipziger Bands. Wir haben Anfang 1988 unser erstes Tape veröffentlicht und mir war gleich klar, dass ich da auch das Cover machen möchte. Aus rein praktischen Gründen musste es etwas ganz Klares und einfach zu Reproduzierendes sein. In der DDR gab es zu dieser Zeit keine öffentlichen Kopiergeräte. Aber von so etwas ging man gar nicht erst aus. Man war ja gewohnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen und mit dem, was man hatte, etwas Passendes zu realisieren.

In dem Fall ergab es sich, dass Reststreifen von einem Posten Einladungskarten, die wir im Klubhaus hatten drucken lassen, übrig waren (gemeint ist die „Steinstrasse“ in Leipzig Connewitz, in der cairo zu dieser Zeit arbeitete). Das war sehr schöner weißer Karton, auf der einen Seite matt glänzend … Ich sah gleich, dass die fast schon Kassettengröße hatten und habe sie beiseite getan. Und etwas später dann das rote Isolierband  darüber geklebt. Dazu ein Fotoausschnitt. Fertig.

Cover des ersten Real Deal-Tapes (Leipzig) Ende 1987 / Anfang 1988Aber zurück zu „Between Platform And Train“: Als ich fast alle Songs fertig hatte und auch wusste, wohin die Geschichte geht, war ich auf der Suche nach dem passendem Covermotiv. Eine Inspiration. Dann kam mir der Zufall zu Hilfe. Jacqueline Spieweg, eine befreundete Grafikerin, zeigte mir einige ihrer Bilder und ich wusste sofort, dass dieses genau das darstellte, was mir durch den Kopf ging.

Originalbild von Jaqcueline SpiewegJacqui Spieweg: Das ist eines meiner Reliefbilder. Es ist teilweise gemalt, enthält aber auch Elemente einer Skulptur. Das Gesicht ist aus Gips, die Haare stammen von einer Perücke und zwischen den Haarsträhnen sitzt Moos aus dem Modellbau. Die meisten Reliefbilder habe ich mit Ölfarbe gemalt, bei diesem habe ich öl- und wasserlösliche Farben verwendet, die sich nicht vermischten, die voneinander abperlten. Dadurch bekam ich den Effekt der Luftbasen und des verwirbelnden Wassers. Das Bild zeigt den Moment nach einem Sprung ins Wasser. Dicht unter der Oberfläche ist noch alles in Bewegung, doch etwas tiefer wartet die Dunkelheit und die Stille.

cairo: Ich war total begeistert. Dann habe ich Jacqui ein Demo von den Songs gegeben und sie meinte, ich könne das Bild gern als Covermotiv verwenden. Das war ein wunderbarer Moment. Für mich hat dieses Wesen etwas ganz Eigenes. Die grünlich schimmernde Haut, die Haare – oder der Kopfschmuck, man weiß es nicht genau, lassen es als anders, fremdartig erscheinen. Da ist dieser Moment der Unwirklichkeit. Jedenfalls passte es perfekt zu meiner Idee hinter dem Album … Ich bin immer noch froh – nochmals danke Jacqui!

Jacqui: Sehr gerne!

Zeit für Musik: ROCK IT! – ebenfalls vom Album BETWEEN PLATFORM AND TRAIN – ist die „Aufforderung, die Sau raus zu lassen … und der Morgen danach … oder so ähnich …“

Weiter im Text, denn zu einem vollständigen Cover gehört natürlich nicht nur das Frontmotiv. Wie kamen denn die restlichen Elemente zusammen?

cairo: Eine Zeit lang waren wir öfters in einem Laden in Mitte, dem Keyser Soze. Und da war im Vorraum zu den Toiletten dieser Telefonautomat. Die Handy-Dichte war damals noch nicht ganz so dolle. Dazu die rote Wand im Halbdunkel. Mir gefallen solche Plätze. Man kam eine Wendeltreppe hinunter und tauchte in dieses leicht schummrige Ambiente ein, obwohl man ja eigentlich nur mal austreten wollte. Jedenfalls fotografierte ich das. Aber ohne konkrete Idee.
Später erinnerte ich mich an das Bild. Ich fand den Kontrast schön. Vorn das blaue Bild von Jacqui und hinten das rote Kellerfoto. Zwei Farben, die ich an sich schon sehr mag. Ich war neulich mal wieder an diesem Ort, aber das Wandtelefon ist nicht mehr da …

Fotos für die Rückseite des Albumcovers zu "Between Platform And TrainSchließlich machte meine Frau im Dachgeschoss-Studio (Berlin-Schöneberg), wo die Songs des Albums ja auch alle aufgenommen wurden, noch eine Reihe Fotos von mir. Wir suchten eines aus und ich versuchte eine Verbindung herzustellen. Dazu kamen noch Teile von anderen Bildern und einige Filter. Und ein kleines bisschen Magie … Es war ein Puzzle  und irgendwann passte es …

Und so sieht das komplette Cover-Artwork aus:

Das Artwork des Albums "Between Platform and Train"Zum Ende dieses Parts ein weiterer Album-Track: Das atmosphärische BETWEEN PLATFORM AND TRAIN PART II scheint nicht von dieser Welt zu sein … Die Geschichte dazu und zu anderen Songs demnächst im dritten Teil der Album-Story.

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Mehr zur Geschichte des Albums „Between Platform And Train“ im ersten Teil – hier.

 

Ein Album & seine Geschichte

Vor einigen Jahren veröffentlichte der PHONEHEAD MUSIC CLUB – das Soloprojekt von Kai Reininghaus – ein Album mit dem seltsamen Titel „Between Platform And Train“. Die Anzahl der Exemplare war auf 25 Stück limitiert. Auf dem Cover sah man ein eigenartiges Wesen; den Blick abgewandt, treibt es nackt durch eine Unterwasserwelt. So scheint es zumindest. Hier erzählt cairo was es mit dem Album, dem Namen und dem Artwork auf sich hat.

PMC Between Platform And Train Cover

Inspiration im Untergrund: Die U-Bahn als Katalysator

cairo: Ich war eine Zeitlang täglich mit der U2 unterwegs (U Bahn-Linie in Berlin). Auf einigen Stationen kam da immer die Durchsage „Bitte beachten Sie beim Aussteigen die Lücke zwischen Zug und Bahnsteigkante! – Mind the gap between platform and train!“ Dieses „between platform and train“ war also in meinem Kopf und irgendwann kam ich auf die Idee, dass dies vielleicht auch eine Grenze darstellen könnte. Zwischen der Welt, die wir kennen und einer anderen. Einer verborgenen. In der möglicherweise ein Wesen lebt (oder mehrere), welches unser tägliches Treiben beobachtet. Und da ich sowieso gerade in einer Song-Schreibe-Phase war, dachte ich, das wäre doch ein schöner Titel für einen Song …

Da wusste ich noch nicht, dass ich die Geschichte weiterspinnen würde … Ich stellte mir vor, dass dieses Wesen versuchen würde, aus seiner in unsere Welt zu gelangen. Dass es eine große Sehnsucht hätte nach dem Unbekannten und ganz berauscht von all den Menschen und Gerüchen wäre. Und so spielte ich verschiedene Szenarien durch. Aber nicht explizit in jedem Song des Albums.

Im zweiten Teil gibt es weitere Songs und die Geschichte zum Album-Artwork (und dem Coverbild von Jacqui Spieweg).

CD Between Platform and Train Promo

 

 

PMC Video Collection (Part One)

Unter dem Namen The Phonehead Music Club veröffentlicht Kai Reininghaus seit einigen Jahren Songs & Alben. Eine Auswahl der dazugehörigen Videos kann man hier hören und sehen. Dreissig besondere Minuten Dreampop aus Berlin. Berührend. Kraftvoll. Zeitlos. Open Your Heart. Open Your Soul. You Are HERE.

Two Hearts

Album Cover zu Two Hearts - einem Song von Kai Reininghaus

cairo: TWO HEARTS habe ich im Juni 1996 aufgenommen – im Wohnzimmer (das damals ein halbes Studio war, meine Frau kann ein Lied davon singen). Mit einem 8-Spur-Recorder (Analog, Baby!), ein paar Gitarren, einem (sehr billigen, aber brauchbaren) Bass, einer Drummaschine (Roland TR 626), ein paar Mikrofonen und einem Korg Poly 800 Synthie. Dazu gesellten sich als Gäste gern Charly (der beste Kater der Welt) und mein damals noch kleiner Sohn Philip.

Ein paar Monate später kam TWO HEARTS mit auf’s „Yellow Land“ Album. Das Mastering lief über meinen Freund Mirko, der in Sachen Studiotechnik viel besser ausgerüstet war und sogar schon einen eigenen CD-Brenner besaß! Beim Cover war schließlich mein noch älterer Freund Uwe mit Grafikprogrammen und Drucker dabei. Diese und anderen Geschichten erzählen wir demnächst ausführlich. Dann gibt’s auch noch mehr Musik von „Yellow Land“ …

Andere Songs aus diesem Zeitraum:
The Nightflight
No Weeping Song

No Weeping Song

Cover No Weeping Song TUT by Cairo

cairo: NO WEEPING SONG entstand im März 1996. Ich schrieb damals eine ganze Reihe von Songs. Es waren sehr seltsame Wochen. Anfang des Jahres war der Vater meiner Frau gestorben, völlig unerwartet. Wir standen alle unter Schock. Eine verstörende Zeit. Gleichzeitig hatte eine kleine Plattenfirma Interesse angemeldet und ich schrieb also wie verrückt Songs und nahm ein Demotape auf. Unsere Wohnung war auf der einen Seite zum Studio geworden, gleichzeitig aber – und vor allem – ein Ort der Trauer. Aus heutiger Sicht vielleicht surreal. Im Nachhinein betrachtet aber meine Art, mit der Situation umzugehen.

THE UNIMPORTANT THINGS | no weeping song [an sme release 1996]

Das Lied ist … ein sad song … traurig, ja. Doch andere Stücke aus dieser Phase sind es nicht. Einfach zu sagen „Hey, du hast eine furchtbare Zeit, also schreibst du dementsprechende Musik“ ist Quatsch … So einfach ist das nicht. Ist es nie. Aber dies dürfte ja bekannt sein und ist kein Geheimnis. Ideen kommen und gehen. Es ist der Moment. Klar, beeinflussen die äußeren Dinge die Innenwelt. Aber es herrscht keine Synchronizität. Du weisst nicht, wann etwas passiert … Das ist ja auch die Magie und das Flüchtige, das, was man eben nicht wirklich steuern kann …

No Weeping Song Back Cover | Foto Felicitas Reininghaus

Übrigens: Das Cover zu „No Weeping Song“ ist erst jetzt entstanden. Der Track war ursprünglich Teil eines Albums:

Jeden Songs einzeln vorzustellen, war damals gar nicht möglich. Man produzierte ein komplettes Tape oder eine CD und musste die Tonträger verschicken. Die heutigen digitalen Möglichkeiten waren noch gar nicht abzusehen. Das Internet total rudimentär. Wenn ich an das 14.4k Modem von damals denke, das Einwählen, das Rauschen und den typischen Sound … Jedenfalls kann ich heute einfach einen Song hochladen und die Leute können ihn hören. Und ich kann ein Coverbild dazu bauen – gerade den visuellen Part finde ich immer sehr spannend. Und wenn es digital passiert, ist kein Ausdruck oder Papier notwendig. Das macht es sehr einfach und bietet viele Möglichkeiten.

Unterschiedliche Covermotive für das Cover von "No Weeping Song" von Kai Reininghaus

The Unimportant Things war ein Soloprojekt von Kai Reininghaus, welches er noch in der DDR (im Juli 1989) ins Leben rief. Bis 1999 entstanden eine ganze Reihe von Tapes und CD’s. „No Weeping Song“ erschien im Herbst 1996 auf dem Album „The Yellow Land“ (digital mastered by M. Adam).

Andere Songs aus diesem Zeitraum:
The Nightflight
Two Hearts

The Nightflight

Diesen Song habe ich 1996 geschrieben und aufgenommen. Zusammen mit einer Reihe anderer Songs, die im gleichen Zeitraum entstanden, wurde daraus das Album „The Yellow Land“. Alles analog aufgenommen, mit einer 8-Spur-Bandmaschine, Spur für Spur. Das waren die Zeiten. Aber auch die letzten Songs, die ich auf diese Weise aufgenommen habe. Mein Musikprojekt hatte damals den Namen „The Unimportant Things“. Mmmm … Dann verschwanden die Songs im Dunkeln der Zeit.

Jetzt erst habe ich die Aufnahmen wieder gehört. Nach beinah 20 Jahren. Was soll ich sagen. Raus müssen sie, ans Licht! Wäre ja schade darum. Außerdem passt das prima in diese Jahreszeit, den Sommer! Die Geschichte von „Yellow Land“ erzählen wir euch ein anderes Mal. Ja, wir – Uwe und Mirko waren damals auch dabei. Und Felicita sowieso.

THE NIGHTFLIGHT ist der erste Song des Albums „The Yellow Land“ (1996). Das Video stammt von 2017 (cairo).

Sonnenbrille und Pilzkopf: Ein Foto von cairo das etwa im Zeitraum der Yellow Land Songs entstand. Foto: Felicitas

Sonnenbrille und Pilzkopf: Ein Foto von cairo das etwa im Zeitraum der Yellow-Land-Songs entstand. Foto: Felicitas

Heartbeat Of Freedom

kaiman & cairo von Tirsa Perl

Kai & Kai plaudern über alte Zeiten. Heute:
Ein Song ist ein Song ist ein Song …

Mandela, Micky Maus & die Stasi: Gerade ist ein neuer (alter) Track von The Real Deal – dem Leipziger-Bandprojekt zwischen 1987 und 1989 – auf YouTube zu hören: Heartbeat Of Freedom. 1988 erschien der gleich auf zwei Tapes. Wie es dazu kam, erzählen Kai und Kai von Tirsa Perl hier.

cairo: Wir haben „Real Deal“ ja eigentlich schon Ende 1987 ins Leben gerufen. Aber eher so’n bißchen heimlich …

kaiman: Ja, denn es gab ja noch unsere Hauptband „Reininghaus“ . Wir wussten auch gar nicht, wohin das geht und so weiter. Außerdem standen ja mit „Reininghaus“ auch noch Konzerte an.  Also, ich glaube, zu dem Zeitpunkt war von Trennung noch gar nicht die Rede …

cairo: Nee, bestimmt nicht. Wir hatten einfach mal Lust auf etwas anderes, also das typische Zweitprojekt. Ich hatte ein paar Songs geschrieben, bei denen mir schnell klar wurde, dass sie nicht zu „Reininghaus“ passen … und „Heartbeat Of Freedom“ war einer davon.

kaiman: Wir haben erst ein bisschen zu zweit herumprobiert und dann kam der Dicke dazu (D.K., der war bei „Reininghaus“ Rowdy und für das Licht zuständig). Der hat sich den Bass geschnappt. Und das hat gleich hingehauen.

cairo: Ja, ganz erstaunlich. Mir hat vor allem der Sound gefallen. Das war wieder so, wie wir mit „Reininghaus“ einmal angefangen hatten. Also, in Richtung New Wave, Reggae & naja Punk … so’n bißchen noisy. Und sehr reduziert – eben Bass, Schlagzeug, Gitarre, Gesang …

kaiman: Naja, du hast ja auch wieder englische Texte geschrieben und auch wieder Gitarre gespielt.

The Real Deal Live 1988

Kayser, Reininghaus, Mueller – The Real Deal bei einem Konzert 1988

cairo: Stimmt. Bei „Reininghaus“ hatten wir zu der Zeit zwei Gitaristen, da war ich quasi nur Sänger.
Jedenfalls haben wir von Anfang an versucht, aufzunehmen. Die Dinge festzuhalten. Mich hat das schon immer interessiert. Also dieses ganze Studioding. Natürlich hatten wir kein richtiges Studio …

kaiman: … und zu der Zeit nicht mal einen Proberaum. Den hatten sie nämlich abgerissen (in der Lindenthaler Straße, Leipzig-Gohlis). Das war zwar ’ne alte Bude, aber Strom und so alles da. Schade …

Wie das folgende Stück trotzdem aufgenommen werden konnte, erzählen die Jungs gleich. Hier also erst einmal eine frühe Version von „Heartbeat Of Freedom“ (Dezember 1987):

cairo: Wir hatten unsere ganzen Musiksachen in einem Klubhaus, in dem ich arbeitete, untergestellt (Klubhaus „Artur Hoffmann“ in der Steinstraße, Leipzig-Connewitz). Und dort haben wir uns einfach immer mal im kleinen Kreis getroffen. Eigentlich durften wir da nicht proben, es war halt eine Zwischenlösung. Aber so zu dritt … Jedenfalls haben wir dann da die ersten Real Deal-Songs aufgenommen. Im Veranstaltungssaal … Da war gerade eine Fotoausstellung, glaube ich. Können aber auch Gemälde gewesen sein. Die Chefin war über’s Wochenende weg und wir haben zick-zack das Nötigste aufgebaut und los gings. Der Hausmeister hat das natürlich mitbekommen, aber er hat es toleriert. Jedenfalls ’ne Weile. Irgendwann wollte er einfach seine Ruhe haben. Wir waren ja im ganzen Haus zu hören. Und das ist ein ganz schön großer Kasten.  Aber er hat nichts verraten, der Gute! Ein paar von den Tracks sind später auch auf dem ersten Tape gelandet.

kaiman: Der Hausmeister hätte eigentlich eine Erwähnung auf dem Cover verdient …

cairo: Jetzt, wo du’s sagst …

kaiman: Die Qualität war aber noch nicht so dolle. Wir hatten keine guten Kassetten, das Bandmaterial war mies.  Aber es war cool, die Sachen zu hören.  Im Januar hatten wir ja wieder einen richtigen Proberaum (in der Auenstrasse, heute Hinrichsenstrasse, Leipzig). Und dort haben wir dann unser erstes Tape gemacht.

cairo: Mmmm, vor allem hatten wir auch mehr Ruhe und Zeit. Und Chromdioxidtapes aus dem Westen 😉 Ich finde trotzdem, dass die frühe Aufnahme sehr frisch und knackig ist. Meiner Schwester hat die Stimme im letzten Teil gemocht – die „Micky-Maus-Stimme“ hat sie immer gesagt … (beide lachen).

Kai und Kai von Tirsa Perl haben Spaß

cairo: Inhaltlich geht es im Song ja um Südafrika und die ganze Apartheidkacke damals. Ich hatte da auch noch eine „Rechnung offen“. Während meiner Zeit bei der Armee gab es Probleme mit der Stasi. Die hatten bei einer Razzia Texte von mir gefunden. Da ging es kurz gefasst um den Freiheitsgedanken. Natürlich war der Hintergrund das Eingesperrtsein bei der NVA und die Situation der Unfreiheit in der DDR im Allgemeinen. Aber wenn ich das zugegeben hätte, wäre ich in den Knast gewandert. Das haben die mir unmissverständlich klargemacht. Da ging mir der Popo wirklich auf Grundeis! Ich war ja gerade mal 19 Jahre alt …

kaiman: Ich war zu der Zeit ja schon nicht mehr bei der Armee. Aber du hast es mir ja erzählt. Es ist so grusselig …

cairo: Jedenfalls habe ich bei den Verhören steif und fest behauptet, diese Texte handelten vom „Freiheitskampf der unterdrückten farbigen Bevölkerung in Südafrika“, vom ANC usw. usf. Die haben das gefressen. Zum Glück! Und jetzt wollte ich das ein wenig gut machen und schrieb „Heartbeat of freedom“ … Denn was in Südafrika in jenen Jahren los war, fand ich natürlich Schei…

kaiman: Naja, positiv muss man sagen: Ohne die Armee hätten wir uns wohl nicht kennengelernt.

cairo: Klar, das ist richtig. Es gibt (fast) immer zwei Seiten der Medaille … Und ohne die ganze Musikgeschichte dort hätte ich das glaube ich kaum überstanden.

cairo im Proberaum der sogenanten "Regimentscombo"

Cairo und Lui (ein Musikerkollege und Freund, der zu selben Zeit bei der Armee war) im Proberaum der „Regimentscombo“. Inoffiziel nannten sich die Jungs „Unknown Soldiers“. Dort haben sich auch cairo & kaiman kennengelernt.

Das erste Tape (oder Kassette wie man damals sagte) von The Real Deal erschien dann im März 1988 und die frühe Version von „Heartbaet Of Freedom“ war einer der 12 Songs. Die Band gab es nun offiziell und man spielte manchmal gemeinsam mit „Reininghaus“ (bis zum Splitt) Konzerte. Warum nahm die Band den Song später trotzdem noch einmal auf und veröffentlichte ihn ein halbes Jahr später erneut? Das war genau die Aufnahme, die nun auf YouTube zu hören ist:

cairo: Im Sommer 1988 fand das Solidaritätskonzert für Nelson Mandela im Wembley Stadion statt. Und das wurde weltweit übetragen. Natürlich nicht in Südafrika (und im DDR Rundfunk auch nicht …  aber es gab  ja Westradio & Westfernsehen) …

kaiman: Ja, das war ein schönes Hapening, so partymäßig haben wir das geschaut. Wie Live-Aid oder die Rockpalast-Konzerte.

cairo: Das Thema lag also wieder in der Luft. Und da wir „Heartbeat Of Freedom“ sowieso live gerne spielten & der Song gut ankam, haben wir uns überlegt: Den müssen wir nochmal besser aufnehmen. Ich weiß nicht, ob er jetzt wirklich besser ist … anders ja …

kaiman: Auf jeden Fall von der Aufnahmequalität. Ich glaube, jede der beiden Versionen hat was … Mir gefällt er gut! Fast noch besser aber finde ich die Liveaufnahme vom Berlinkonzert …

Aller guten Dinge sind drei: Zum Abschluss dieser kleinen Geschichte hier eine wirklich mitreissende Live-Aufnahme von „Hearbeat Of Freedom“. Mitgeschnitten wurde sie beim „X-mal-Musik zur Zeit“ Konzert in (Ost-) Berlin am 4.Januar 1989 und veröffentlicht auf dem Live-Tape „By The Wall“ (Februar 1989).

Von diesem Konzert gibt es nur ein paar Backstage-Bilder und diese verschwommenen Fotos von der Bühne …

Real Deal live in Berlin Januar 1989Real Deal live in Berlin Januar 1989 Bild 2

Tschüß und bis zum nächsten Mal!
Kai & Kai!

+++ Latest News +++

Die Liveversion von HEARTBEAT OF FREEDOM (Berlin, Januar 1989) ist Teil der Tripple-Vinyl-Edition „Heldenstadt.anders – der Leipziger Underground 1982 – 1989“ (Release: 12.09.2019) Infos: Truemmer Pogo

leipzig_LP-box "Heldenstadt.anders" 3-fach-Vinylheldenstadt.anders - 3-fach-Vinyl Real Deal